Geschichte von Untermühlhausen
Untermühlhausen ( 596m ü. d. M.) liegt an einem Hügel, aus dem 12
wasserreiche Quellen hervorsprudeln und mehrere kleine Fischweiher speisen.
Dies ist der Ursprung des "Verlorenen Baches" (auch Rohrach,
Rohrbach genannt) , der bald nach Unterbergen, nur einen Kilometer vom Lech
entfernt, im durchlässigen Boden verschwindet. Die großen Talweiten des
Baches sind ein Werk rißeiszeitlicher Schmelzwasser. Nordöstlich des Dorfes
liegt der "Burgsel", später auch Kirchberg genannt, von dem man einen
weiten Rundblick von landschaftlicher Schönheit auf Untermühlhausen und auf
das Gebirge hat. Auf diesem Hügel stieß man 1872 beim Bahnbau auf
menschliche Skelette (teilweise Sargbestattungen), Waffen und Tonperlen, denn
hier soll der frühmittelalterliche Burgstall der Rohrbacher gewesen sei.
Ursprünglich hatte dieses Geschlecht seinen Stammsitz in Rohrbach bei
Wolnzach und war sehr angesehen und reichbegütert. In das 4.Jahrhundert n.
Chr. Reicht in der Gemeinde-Kiesgrube 1957 gemachter weiterer Bodenfund
zurück. Ungefähr 11/2 m unter der Erdoberfläche wurde ein 20 cm hoher,
schön geformter und sehr gut erhaltener Krug ausgegraben. Dieses bauchige
Gefäß aus rötlichem Ton hat einen hohen engen Hals und kreisrunde Mündung.
Ein bandförmiger, leicht profilierter, breiter Henkel setzt dicht unter dem
Rand an und führt auf die Schulter herab. Der Tonkrug wird als Beigabe zu
einem spätrömischen Skelettgrab zu betrachten sein.
Pfarrliche
Verhältnisse
Nach den ältesten Nachrichten waren Untermühlhausen,
Ummendorf und Reisch der Kirche Sandau zugehörig. Graf Engildeo schenkte um
die Mitte des 8. Jhs. Sandau mitsamt den Filialen dem Kloster Benediktbeuern,
in das er selbst eintrat. Zu Sandau gehörte auch ein Dorf, das schon eigene
Markt- und Gerichtsbarkeit besaß als es noch kein Landsberg gab.
Doch schon nach 200 Jahren wurde Sandau mit seinen Filialen von Herzog Arnulf (907-937) dem Kloster Benediktbeuren entrissen und später (955)
von den Hunnen zerstört. Im Städtekrieg brannten am 18.6.1372 die Augsburger das Dorf Sandau völlig nieder. Im 14. Jh. war neben anderen
Besitzungen auch die Pfarrei Sandau unter der Herrschaft der Rohrbacher, die 1391 dem Abt Heinrich von Benediktbeuern außer Grundbesitz und Geld
auch das Patronatsrecht und den Kirchensatz von Sandau vermachten.
Der älteste uns namentlich bekannte Geistliche war "Abt Albanus de Santowa" der, 774 bei der Synode in
Dingolfing anwesend war. In jener
Zeit wohnten 25 Mönche im Kloster, das auch vom Apostel der Deutschen,
dem hl. Bonifatius (680-754), besucht wurde. Schon anfangs des 13. Jh. waren
auch in Untermühl- hausen Priester, die durch das Kloster Benediktbeuern
unter Wahrung der Rechte des Bischofs von Augsburg eingesetzt wurden. So
bewilligte 1218 der Bischof die freiwillig erbetene Resignation des
Priesters Koppo, Pfarrer der "Pfarrei" Untermühlhausen.
Um die Wende des 15. Jhs. haben die Geistlichen ihren Wohnsitz von
Sandau nach Untermühlhausen verlegt, als erster hier ansässiger Vikar des
Klosters Benediktbeuern wird Michael Wendl 1508-1515 genannt.
Urkundliche Nachweise
Beurkundet wurde Untermühlhausen zum ersten Male um 740 als "Moulihousa".
Die Orte auf "hausen" gehören teilweise der ältesten
Rodungsperioden an. Seit dem 8. Jh. Wurde der Name "Haus" auf den
Wohnbau der Hintersassen eingeschränkt, während der herrschaftliche Sitz das
alte Wort "Hof" behielt; diese Herrenhöfe bekamen auch den alten
guten Kulturboden. Meichelbeck schreibt: "Mühlhausen, vor Zeiten genannt
Mulehausen oder Mulihusen". Später im 16. Und 17.Jh. wird der Ort "Bayrmühlhausen
oder Unterbayrmühlhausen" benannt. Das "Bayer" steht zur
Unterscheidung von Schwabmühlhausen. Der Name Sandau, früher auch Santowa
(740), Sontouwa, Sandoua (1052) läßt 2 Deutungen zu: einmal bedeutet Sand im
mhd. Nicht nur Sand, sondern auch Ufer, also "Au am Ufer", aber auch
"sant" (lat. sanctus) kommt in Frage, also "Heilige Au".
Unter den Flurnamen gibt es beim "Burgsel das Hofholz" südwärtd
davon die Eichenteile, die auf das Vorhandensein einer Burg deuten, ferner das
Grafrethhängerl, das am Abhang des Hügels ist. Andere Flurnamen sind:
Tennäle, Höllen-, Schergen-, und Leitenacker, Neben dem Lachsen,
Dachsenbichel, Schindbergteile usw. Auch die Häuser haben noch vielfach alte
Hausnamen, so z.B. "beim Häufelebauer". Östlich von
Untermühlhausen steht am Fuße des Burgsel ein ca. 250 Jahre alter
Gedenkstein mit der Aufschrift "Geburtsstätte des hl. Rasso".
(Buch: Graf Rasso von Ernst Meßmer
erschienen im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien) Um
1900 wurde die Säule restauriert und eine Darstellung des hl. Rasso mit
seinere Mutter und im Hintergrund der Ortschaft Untermühlhausen gewählt.
Nach einer Überlieferung soll die Mutter des hl. Rasso, Adalona von
Hohenwarth an dieser Stelle den Sohn Rasso geboren haben. Sie waren auf der
Flucht vor der Grausamkeit ihres Ehegemahls Rathold auf dem Weg zu ihrem
Bruder, der zu jener Zeit Pfarrer von Geretshausen war. Nach anderer Meinung
wollte sie von Dießen nach der Burg Rohrbacher auf dem Burgsel. Der hl. Rasso
starb am 19.6.954 in Grafrath. 1957 errichtete die Gemeinde mit Unterstützung
des des Gesangvereins auf dem Hügel eine Feldkapelle zu Ehren des Heiligen,
ausgeschmückt mit einem Bild des Rasso von Fischer, Egling. Hervorzuheben
sind die vorbildlichen handwerklichen Arbeiten an der Kapelle. Mit feinem
Gefühl wurde altes Material und altertümliche Bauweise gewählt. 1871 wurde
durch die Untermühlhauser Flur die Bahn München-Kempten geführt. 1876 bis
1878 erfolgte gemeinsam mit Penzing und Oberbergen die große Drainage des
sog. Wildwassers, das in Jahren mit ungewöhnlich starken Niederschlägen
über 200 Tagwerk überschwemmte(1908, 1910, 1934, 1940, 1970/72, 1999 2000).
Die Bevölkerung zählt im Jahre 1834 insgesamt 176 Einwohner, 1946 waren es
mehr als 400, da durch den Kriegsausgang 66 Heimatvertriebene nach
Untermühlhausen gekommen waren. 1980 wies Untermühlhausen 360 Einwohner auf.
Der Bau des Leichenhauses 1952, das 1987 vollständig überholt wurde, der Bau
der Wasserversorgungsanlage 1958 mit dem Wasserturm als neues Wahrzeichen und
die Anschlußmöglichkeit im Notfall an den Hauptstrang der Pöringer
Wassergruppe am östlichen Ortsausgang erfolgte 1973. Neben dem Ausbau aller
Ortsstraßen 1968 entstand auch das neue Feuerwehrhaus, für das 1972
beschaffte Feuerwehrauto. Bis zur Eingemeindung nach Penzing am 1 April 1971
wurde die Gemeinde Untermühlhausen von Bürgermeister Johann Kindl geleitet,
der 1956 seinen Vater ablöste. Dieser hatte dass Amt seit den Kommunalwahlen
1946 innegehabt. In der ehemaligen Gemeindekiesgrube entstand ein
Kinderspielplatz.
1968 wurde der damaligen Gemeinde Untermühlhausen ein
eigenes Wapppen verliehen. Die Wappenbeschreibung lautet: "Gespalten von
Silber und Blau; vorne ein Senkrecht gestellter schwarzer Spaten, hinten ein
silbener Becher, aus dem eine goldene Schlange steigt."
Quelle
Kreisheimatbuch 2.Auflage
gekürzte Fassung